27 gruppen eingesetzt, Sitzungen abgehalten und Diskussionen über die Zukunft der Betroffenen geführt. Es wuchs eine Dialogkultur und der Wille, sich einen weniger exponierten Treffpunkt zu erschaffen. Weil sich der Abbruch der Butterzentrale verzögerte, konnte man mit der Grundeigentümerin eine Zwischennutzung der Garage gleich neben der Rampe vereinbaren. In vielen Arbeitsstunden, mit minimalen Mitteln und manchmal maximalem Chaos wurde das neue Lokal hergerichtet. Seither ist die ungeheizte Garage Vereinslokal und vielbesuchter Treffpunkt für über 20 Vereinsmitglieder. Für manche von ihnen ist der Ort sogar zum Lebensmittelpunkt geworden, der dem von der Sucht oder der Suchtvergangenheit geprägten Alltag wohltuende Struktur verleiht. Über die Jahre wurde der Raum in der Butterzentrale viel mehr als nur ein Aufenthaltsraum. Er wurde zum Ort einer eng verbundenen Gemeinschaft. Die Mitglieder organisieren sich, wählen ihren Vorstand, verwalten die Finanzen, die sich aus den Mitgliederbeiträgen und Spenden zusammensetzen. Die Nachbarschaft, zu- Gesellschaft nächst skeptisch, lernte, mit ihnen zu leben – und die Mitglieder lernten Verantwortung zu übernehmen. Doch von Anfang an war klar: Die Garage wird nicht ewig bestehen können. Irgendwann braucht‘s eine neue Lösung. Grosse Freude und auch etwas Bange «Als Verein können wir die Zukunft unserer Gemeinschaft mitgestalten. Wir haben eine Stimme, werden ernst genommen und nicht einfach verdrängt», sagt Marcel Dalbert, Präsident des Vereins CheckPunkt. So konnte nun zusammen mit den Behörden der Stadt eine Anschlusslösung und Rahmenbedingungen für den Bezug eines neuen Standorts gefunden werden. Ein stadteigenes, leerstehendes Haus an der Wynigenstrasse wird fortan die neue Heimat der CheckPunktGemeinschaft sein. Derzeit wird definiert, welche baulichen Massnahmen vor dem Einzug umgesetzt werden und wie genau die Nutzungsbedingungen ausgestaltet werden. Auf jeden Fall bietet die neue Bleibe wesentlich bessere Voraussetzungen. «Wir sind sehr froh über diese Lösung», betont Marcel Dalbert, der darin auch ein Zeichen für das soziale Engagement der Stadt Burgdorf sieht. Neben dem Potenzial sieht er aber auch die grössere Verantwortung, zu den neuen Räumen Sorge zu tragen. «Unsere Mitglieder werden sich stärker kümmern und zusätzliche Aufgaben übernehmen müssen», ist sich Marcel Dalbert bewusst. Die Wynigenstrasse soll nicht nur eine Zwischenlösung sein. Langfristig hoffen die Mitglieder darauf, dass ihr Treffpunkt zu einem anerkannten Bestandteil der Stadt wird – nicht mehr als provisorische Duldung, sondern als feste Institution. Und obschon das Projekt durch die Stadt und die Stiftung CONTACT unterstützt wird, liegt es letztlich an den Mitgliedern selbst, diesen Ort wirksam zu gestalten. Dass dies möglich ist, haben die Leute vom Verein CheckPunkt bereits eindrücklich bewiesen. Die alten Hausregeln werden auch am neuen Standort gelten: Keine Gewalt, keine harten Drogen oder harte Alkoholika, kein Dealen, keine Übernachtungen. Dafür ein kleiner Schritt weg vom Rand der Gesellschaft. Reale Selbstwirksamkeit, nennt man das. «Wir haben gemeinsam etwas erreicht, das auch andere Städte aufhorchen lässt. Ein weitgehend selbstverwalteter Treffpunkt dieser Art könnte ein Vorbild sein.» Martin Blunschi, Sozialarbeiter CONTACT Mobil v.l.n.r.: Martin Blunschi (CONTACT Mobil), Marcel Dalbert und Erich Widmer (beide Verein CheckPunkt) freuen sich auf den baldigen Bezug des neuen Treffpunkts.
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